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Zur Online-Ausstellung von gleis3eck ab 7. März 2021

 

 

„Tanzt Du eigentlich?“ werden wir fotografischen Flaneure gefragt, als wir das Gebiet zwischen MR-Nord und Weidenhausen – entlang der Stadtautobahn und der Lahn in den Fokus unserer Kameras nehmen. Nein, wir sind zumindest nicht durch die Stadt getanzt, aber wir haben viel Dynamik und vieles von dem registriert, was wir auch von anderen Städten kennen und bei unseren letzten Ausstellungen gezeigt haben. Wir nehmen also erneut den lebendigen städtischen Raum mit seiner provozierenden Rauheit und faszinierenden Widersprüchlichkeit in unseren Fokus. Es ist einmal mehr die schillernde, komplexe Urbanität in all ihren Facetten, die uns reizt.

 

Skurrilität, Verfall und banale Alltäglichkeit spiegeln in Marburg wie in anderen Städten die sozialen und ästhetischen Zumutungen, die den Lebensraum in weiten Bereichen prägen. Insofern beobachten wir hier wie anderswo sehr deutliche und markant unterschiedlich konnotierte Signale. Was als singuläres Beispiel und für sich genommen bedeutungslos sein mag, zeigt bei der Gesamtschau ein Bild von Verlorenheit, Wut, Kritik, Hoffnung, Sehnsucht, aber auch mehr oder weniger unfreiwilligem Humor – Lebendigkeit aber allemal.

 

Das Areal, das wir erkundet haben, lebt dabei selbst von ungeheuren Kontrasten. Da ist einmal die Lahn mit besonderem Flair, daneben zum anderen die das Bild prägende stark frequentierte und auf Pfeilern gestützte B3 mit Betrieb auf und unter der Straße und schließlich die parallel verlaufende Bahnlinie Gießen-Kassel mit Bahnhof und Busbahnhof.

 

Etwas aus dem Rahmen fällt dabei ein besonderer Stadtteil: Weidenhausen, das südliche Kleinod unserer Erkundungen, ein dörfliches Stadtviertel. Wie ein Fanal, das der Modernität trotzt, hat sich hier Liebenswertes und Altes erhalten, und das verstädterte Dorf versöhnt uns wie die Lahn ein wenig mit dem, was wir ansonsten gesehen und gespürt haben.

 

In Marburg ankommen, durch die Stadt fahren und sie verlassen: Alles das findet genau hier statt, in „unserem“ Gebiet, durch das wir flanieren. Es ist das Gebiet, von dem aus sich Marburg entfaltet – bis in die idyllische Oberstadt und das, was Marburg insgesamt auch ausmacht und das Image der Stadt prägt: das Schloss, die Elisabethkirche und die altehrwürdige und über die Stadt verteilte Universität.

 

Wir wünschen allen, die durch unsere Ausstellung flanieren, einen guten Blick und spannende Erkenntnisse. 


 

Martin Lüpkes, Alfred Junker und Volker Jansen, im März 2021


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gleis3eck unterwegs in Marburg

Gespräche und Kommentare

Videokonferenzen mit Gesprächen über die Ausstellung haben am 14. und 28. März stattgefunden.